Wir leben in einer Zeit des Wandels. Manche Veränderungen um uns sind subtil, andere hingegen sind unübersehbar, laut und überrollen uns förmlich. Selbst erlebte und vererbte Traumata werden durch dauernde Negativnachrichten aktiviert und beeinflussen den Erfolg im Business massgeblich. Traumata sind auch ein Grund für den steten Anstieg von Burnout und Depressionen.
Selbständige und Unternehmer unter Dauerdruck
Diese psychischen Belastungen machen auch vor Selbständigen und Unternehmerinnen und Unternehmern nicht halt. Ein Burnout oder eine Depression schleichen sich oft über Jahre hinweg an, bevor sie erkannt werden. Seit ich 2008 mein Coaching-Unternehmen gegründet habe, beobachte ich diese Entwicklung immer häufiger – und das in allen Altersgruppen und Berufen. Was häufig im Hintergrund dieser Burnouts und Depressionen steht, sind verdrängte Traumata. Entweder sind sie selbst erlebt oder durch frühere Generationen vererbt. Die letzten Jahre, insbesondere seit den Ereignissen ab 2020, haben viele dieser Traumata erneut aktiviert.
Emotionale Flashbacks als Trauma-Folge
Unser Körper und unsere Psyche vergessen nichts. Jeder kennt den Begriff des Flashbacks, bei dem plötzlich fragmentierte Bilder und Erinnerungen auftauchen, die mit traumatischen Erlebnissen verbunden sind.
Weniger bekannt, aber genauso belastend, sind die emotionalen Flashbacks. Diese äussern sich in plötzlich auftauchenden Emotionen, ohne dass es dafür einen offensichtlichen Auslöser gibt: Wut, Angst, Panikattacken, überwältigende Trauer, Ohnmacht oder Einsamkeit. Diese Emotionen können unerwartet über uns hereinbrechen und dauern manchmal nur wenige Minuten, manchmal aber auch Wochen oder sogar Monate an. Dahinter stecken oft unbewältigte Traumata, die sich auf diese Weise ihren Weg ins Bewusstsein bahnen. Denn jede Verletzung will die Möglichkeit haben zu heilen.
Kann man Traumata in der Gruppe auflösen?
Immer wieder sehe ich Angebote, in denen Gruppenprogramme zur Trauma-Auflösung angeboten werden. Hier bin ich jedoch skeptisch. In Gruppen kann man sicherlich Techniken erlernen, wie man mit den Symptomen eines Traumas umgehen kann. Das Trauma selbst wird in solchen Programmen selten vollständig aufgelöst/integriert. Die Trauma-Arbeit oder auch Traumatherapie ist hochgradig individuell und ein sehr persönlicher Prozess. Solltest du positive Erfahrungen mit einem solchen Gruppenprogramm gemacht haben, freue ich mich auf einen Austausch.
Ein Beispiel: Wenn Traumata aktiv bleiben
Vor einiger Zeit sah ich ein YouTube-Interview zum Thema „Berufung finden“. Es ging um ein Online-Programm, das Traumata auflöst und den Weg in die Selbständigkeit ebnet. Eine Frau erzählte, wie sie durch dieses Programm Ihr Trauma löste und ihre Berufung fand. Traumatisiert war sie durch die Erfahrung, ihr Kind noch während der Schwangerschaft zu verlieren. Diese Erfahrung lag beim Interview mehr als zehn Jahre zurück. Ihre Berufung fand sie darin, anderen Eltern mit ähnlichen Erfahrungen zu helfen. Doch während des Interviews wurde deutlich: Diese Frau hatte ihr eigenes Trauma noch nicht verarbeitet.
Woran erkennt man das? Wenn auch bei vorsichtigen Frage die alte Wunde wieder aufbricht. Wenn die Person emotional sofort in die damalige Situation zurückversetzt wird. Menschen, die ihre eigenen Traumata noch nicht bewältigt haben, können schwerlich anderen helfen, ihre Wunden zu heilen. Diese unbewältigten Traumata führen zu Retraumatisierungen, die sowohl für den Betroffenen als auch für andere gefährlich sein können.
Wann ist ein Trauma wirklich aufgelöst?
Ein Trauma ist dann vollständig aufgelöst/integriert, wenn du darüber sprechen kannst, wie über das Wetter – ohne dass die Emotionen wieder hochkochen. Die Erinnerung wird zu einer neutralen Erfahrung, die dich nicht mehr in den Moment der Erfahrung zurückwirft. Du erkennst, dass ein Trauma integriert ist, wenn du darüber sprechen kannst, ohne dass dein Gegenüber besonders vorsichtig sein muss oder das Thema umschifft wird, um dich nicht zu verletzen.
Traumata lösen ganz automatisch Muster der Vermeidung aus. Es wird alles vermieden, was gefährlich ist, weil es an die Erfahrung erinnert. Bei unbekannten Traumata hat das natürlich einen grossen Einfluss auf den beruflichen Erfolg. Egal, ob es um eine Flugangst geht, Kundengespräche führen oder rund um das Thema Verkauf. Es wird unbewusst alles vermieden, das auch nur in die Nähe der traumatischen Erfahrung herankommen könnte.
Trauma ist ein anderes Wort für Verletzung.
Trauma ist nicht gleich Trauma
Wir alle erleben in unserem Leben diverse Traumata. Trauma bedeutet Verletzung und unser System kann mit den meisten davon erstaunlich gut umgehen. Jede Verletzung des Körpers ist ein Körper-Trauma, aber nicht jedes Trauma hinterlässt bleibende Spuren. Ein kleiner Schnitt am Finger heilt schnell, während ein komplizierter Bruch länger braucht und möglicherweise bleibende Einschränkungen und Schmerzen hinterlässt. Genauso ist es mit psychischen Traumata: Manche überwinden wir relativ leicht, während andere so tiefgreifend sind, dass sie unser gesamtes Leben beeinflussen.
Die unsichtbare Wurzel: Wenn Traumata unsere Energie blockieren
Vielleicht kennst du den Ausdruck: Die Wurzel allen Übels. Nun, das trifft auf erlebte oder vererbte Traumata zu. Ein tiefsitzendes Trauma wirkt wie eine Wurzel mit vielen Verästelungen und Ausläufern, die sich tief in den Boden gräbt und die Energie blockiert. Stell dir eine Blume vor, die sich nicht entfalten kann, weil ihre Wurzel ihr die Kraft entzieht – sie blüht nie richtig auf. Bei einem unbearbeiteten Trauma ist es ähnlich: Es zieht all unsere Energie ab und hindert uns daran, unsere innere Fülle auszuleben. Das Hauptproblem bei Traumata ist, dass sie gar nicht als Grund für viele Probleme im Leben erkannt werden. Gerade bei verdrängten oder vererbten Traumata ist dies nur über die problematischen und immer neu auftauchenden Lebens-Themen möglich. Welche Erfahrungen „verfolgen“ dich schon ewig lange?
Erfolg und Misserfolg: Warum Traumata den Unterschied machen
Manche Menschen scheinen mühelos durchs Leben zu gleiten und einen Erfolg nach dem anderen zu erleben. Andere dagegen versuchen alles, scheitern aber immer wieder an den oft gleichen Hindernissen. Diese zeigen sich beruflich sowie privat an immer ähnlichen Lebens-Themen.
Der Unterschied von Erfolg oder Misserfolg? Emotionale Rucksäcke, die wir mit uns tragen. Wer viele Traumata mit sich herumschleppt, kämpft gegen eine Vielzahl negativer Muster und Programme an, die unbewusst das Leben steuern. Das raubt eine unglaubliche Menge an Energie und kann den Weg zum Erfolg blockieren. Menschen mit weniger belastenden Traumata hingegen haben ihre volle Lebensenergie für ihre Ziele zur Verfügung. Denn diese Traumata heilen aus, wie der Schnitt am Finger – sie haben keine Wirkung mehr.
Wie du trotz Traumata erfolgreich bist
Es ist wichtig zu erkennen, dass dich ein Trauma nicht für immer blockieren muss. Mit der richtigen Unterstützung kannst du dieses Trauma erkennen und lösen. Es ist dein Schritt-für-Schritt-Prozess, der dich am Ende zu mehr innerer Freiheit und einem glücklichen Leben führt. Durch die Arbeit mit meinen Kundinnen und Kunden weiss ich, dass dies nicht viele Jahre dauern muss.
Bei Trauma nützt reine Gesprächstherapie nichts
Ein Trauma integrierst du weder mit Mindset-Arbeit, noch mit Affirmationen. Ein Trauma lagert sich im Körper, den Zellen und den Genen ab. Deshalb braucht es bei der Trauma-Arbeit oder der Traumatherapie körperbezogene Methoden. Reine Gesprächstherapie kann Traumata sogar verstärken und in eine Dauerschleife von Retraumatisierungen führen. Achte wirklich darauf, dass du jemanden wählst, der körperbezogen arbeitet. Das schätzen meine Kundinnen und Kunden in unserer Arbeit sehr. Die unsichtbare Wand, welche sie von ihren Träumen und Zielen abhält verschwindet einfach und gibt den Weg frei.
Danke für diesen großartigen und fundierten Beitrag.
Präzise beschrieben und erklärt.
Am Schwierigsten empfinde ich das Thema Vermeidung. Selbst wenn das Trauma gut integriert ist, kann die Vermeidung trotzdem noch weiter funktionieren.
Für mich Teint sich ein Trauma in verschiedene Wirkungsebenen auf.
Danke, dass Du das so toll erklärt hast.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Liebe Christine
Vielen Dank für deine Nachricht.
Stimmt, die Vermeidung kann weiterhin funktionieren, wenn
noch weitere, negative Erfahrungsmuster als selbständige Verzweigungen
des eigentlichen Trauma entstanden sind. Das beschreibst du sehr gut
mit der Aufteilung in verschiedenen Wirkungsebenen.
Herzliche Grüsse aus Luzern, Jacqueline